Nestlé-Studie: Tryptophan für Geist, Gemüt und Schlaf ?
Erstellt von r.ehlers am Montag 30. Juni 2014
Ein probates Mittel, wenn man die gesundheitliche Wirkung von Produkten nicht mit überzeugenden Erklärungen oder mit Studien belegen kann, ist es, alles was überhaupt an Studien zu finden ist, miteinander zu vergleichen um daraus die vorgestellte Folge abzuleiten.
Das nennt man eine Metastudie. Klingt toll, nicht? Man meint, mehr als eine einfache Studie vor sich zu haben, eine Art Überstudie. Die Summe von nichts ist aber auch nichts.
Ich stelle nachfolgend einmal eine federführend vom Nestlé Forschungszentrum in Lausanne aus dem Jahre angefertigte Studie vor, die in dem zur globalen Wissenschaftsmedien Elsevier gehörenden Zeitschrift „Neurosience and Biobehavioral Reviews“ veröffentlicht wurde, 34 (2010) 387–407.
Die Autoren Silber und Schmitt kommen in dieser Studie zum Schluss, dass die Gabe oder Aufnahme von Tryptophan höchst wirksam sei in der Prävention und Bekämpfung von Störungen im mentalen und seelischen Bereich, besonders beim Schlaf.
Niemand in der Wissenschaft stellt heute noch in Frage, dass der Mangel am Botenstoff Serotonin hauptverantwortlich ist für die Entstehung der großen Summe der psychischen Störungen. Wie man zuverlässig den zerebralen Serotoninlevel erhöhen kann, hat die große Wissenschaft nicht entdeckt. Aber angeblich haben ihre Studien mit chemischen Produkten, aus denen heraus Serotonin entsteht, also seinenVorläufern, gute Erfolge in der Behandlung der Symptome erzielt. Direkter Vorläufer ist 5 HTP, das als Hauptbaustein das L-Tryptophan hat.
Ausgangspunkt der Nestlé-Studie ist nun, dass eine verbesserte Verfügung über Tryptophan einen besseren Aufbau von Serotonin ermögliche. Nur kann niemand den Probanden ins Hirn sehen und feststellen, ob bei ihnen tatsächlich Tryptophan knapp ist und ob es nicht an anderen Gründen liegt, wenn der Serotoninaufbau nicht reicht. Die Pegelstände von Tryptophan und Serotonin im Liquor des Gehirns könnte man allenfalls messen, indem man laufend Lumbalpunktionen vornähme, was nicht machbar ist.
Die Nestlé-Studie fasst Dutzende solcher Versuche, die Serotoninproduktion mit der Gabe von Tryptophan zu erhöhen, zusammen. Mit einer einzigen Ausnahme, in der Wirkungen bei rd. 1.000 Personen beobachtet wurden, sind alle diese Feststellungen an nur ganz wenigen Probanden durchgeführt worden, meist weit unter 20. Wie „gut“ all diese Studien in handwerklicher Sicht sind, ist bei einer solchen Metastudie nicht zu erkennen. Es werden ja nur ein paar äußere Daten der Untersuchungen mitgeteilt und knapp gefasst ihr Ergebnis.
Ich halte es mit einer Abwandlung des Satzes über die Glaubhaftigkeit von Statistiken, der Winston Churchill zugesagt wurde:
„Ich glaube keiner Studie, die ich nicht selbst gefälscht habe.“